vortrag/ lecture/ paper on ACADEMIA |
breaking the fourth, fifth, sixth wall... on diffractive theatre /entangled lecture as part of: DIFFRACTIVE WOLRD-MAKING: THEATRE AND SCIENCE BEYOND THE CAPITALOCENE Conference at the Indiana University, Bloomington 10.-12.11.2022 Organized by Teresa Kovacs & Kevin Rittberger mit: Karen Barad, McKenzie Wark, Rebecca Schneider, Tavia Nyong'o, Karin Harrasser, Penda Diouf, Bini Adamczak and many more... |
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score | CODECODE (Anna Halprin gewidmet) |
LFB
(Literaturforum
im Brecht-Haus) 1000 SCORES (english version) |
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neue stücke |
DER ENTREPRENEUR WIR SIND NACH DEM STURM (Verlag der Autor*innen, Frankfurt am Main) SCHWARZER BLOCK UA 2020 am Maxim Gorki Theater Berlin |
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IKI. radikalmensch NOMINIERT FÜR DEN MÜLHEIMER DRAMATIKERPREIS 2020 EINGELADEN ZU RADIKAL JUNG |
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gespräche |
WOHIN WILL DAS THEATER? KEViN RITTBERGER im Gespräch mit dem Syndikalismusforscher HELGE DÖHRING über Mitbestimmungsmodelle am Theater |
NACHTKRITIK |
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artikel | MASSENSABOTAGE
WILLKOMMEN? ÜBER ANDREAS MALMS BUCH "KLIMA/X" |
BERLINER
ZEITUNG |
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AUGENHÖHE ODER
APOKALYPSE? |
THEATER
HEUTE |
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GESCHICHTE REPARIEREN! |
SPRINGERIN |
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bücher |
ORGANISATION/ ORGANISIERUNG FATZER BÜCHER Band 6 |
NEOFELIS VERLAG |
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Liberté de
Circulation, Toujours (Lecture Performance) |
BRECHT
JAHRBUCH
45 |
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essay | KEVIN RITTBERGER/ NICOLAS
MORTIMER AMLO - SOZIALISTISCHE KYBERNETIK IN DER DDR BERLINER GAZETTE |
Berliner Gazette | |||
artikel (bis 2019) |
DAS
PROBLEM MIT RECHTSLINKEN THEATER FÜR BEVÖLKERUNGEN! zweiteiliger Essay, 16. und 22.1. 2019 |
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FURTHERFIELD
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MIT NACHAHMUNG FANGEN COMMONISTINNEN WENIG AN IMMITATION IS OF LITTLE USE FOR COMMONISTS |
DIE SPRINGERIN CREATING COMMONS (ZHDK ZÜRICH) |
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SCHLUSS MIT DEM GOTTES-TRICK! 21.Dezember 2018 WER HAT ANGST VORM FLÜCHTLING 26. Juni 2018 WAS DIE WELT RETTET 1 WAS DIE WELT RETTET 2 19.Mai 2018 DIE TALFAHRT DES WEISSEN MANNES 15. 3. 2018 VOM GUTEN LEBEN FÜR ALLE 2. Februar 2018 DIE FREIHEIT DER FRAUEN 2. Januar 2018 VON MENSCHEN UND ANDEREN VIECHERN 8. Dezember 2017 |
Berliner Zeitung | ||||
VORWÄRTS ZUR NATUR? DIE LIBERALE DEMOKRATIE WILL UNBEDINGT MIT IHREN RECHTEN TOTENGRÄBERN REDEN WIDER DIE ADVOKATEN DER ALTERNATIVLOSIGKEIT RICHTIGE DEUTSCHE STADTTHEATERKUNST ... nachtkritik 2015-2020 |
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IF
YOU
DON'T
ORGANIZE YOURSELVES... academia.edu |
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prosa |
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ARGLOSIGKEIT |
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Das Buch ist
erschienen im Textem Verlag Textem Web |
Lesungen: München, 13.4., Favorit-Bar, mit Michael Hirsch Hamburg, 23.7., Deutsches Schauspielhaus, mit: Ute Hannung, Max Probst, Sonja Hornung, Martin Howse Berlin, 6.10., Spike Art, mit: Ludwig Haugk sowie Laura Lopez Castro & Lukas Lonski |
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Artikel
in
wissenschaftlichen
Publikationen:
Siehe CV HIER |
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TEATRO DI ROMA |
Kassandra (o del mondo come fine della rappresentazione) mai 2018 as part of FABULA MUNDI |
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THEATRE OUVERT PARIS |
CASSANDRA OU LA FIN DE LA REPRÉSENTATION EN THEATRE OUVERT |
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![]() Recherche Link Goethe Institut |
![]() Stafford Beer KIDZANIA - Neoliberales Edutainment unter Tage Artikel lesen im Freitag/ Community Link |
CYBERSYN 9/11 in Chile. Zum 40. Todestag von Cybersyn Salvador Allendes Versuch einer kybernetischen Revolutionierung der Politik des demokratischen Sozialismus wurde vor vierzig Jahren gewaltsam beendet. Video sehen auf VIMEO Artikel lesen im Freitag/ Community Link ![]() |
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CANDIDE. ACTING IN
CONCERT
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Uraufführung 1.3.2013
Düsseldorfer Schauspielhaus |
AIC I ZUSAMMEN ARBEITEN, GEMEINSAM HANDELN. DIE TÄTIGKEITEN UND DINGE, DIE MAN HERSTELLEN KANN, BESCHRÄNKEN SICH KEINESFALLS NUR AUF DEN GARTEN: STROM, ORANGEN, ZEMENT, ZUCCHINI, DIE BETA-VERSION EINES TRAKTORS, KARTOFFELN, ZEHN FEINE FINGER, ERBSEN UND SÜßLUPINEN, ASYMMETRIE, ZIEGEL, OPEN-SOURCE-BAUPLÄNE UND -KOMMUNIKATION, DATTELN, LOKALE FABRIKATOREN, VIEHZUCHT, FUßABDRUCK, TOMATEN UND ZWIEBELN, ASSOZIATION, AUBERGINEN, WASSERAUFBEREITUNG, DREI KLEINE VERABREDUNGEN, ROTATIONSPRINZIP USF. AIC II Lob der Arglosigkeit Aktion Vom Acker in den Futtertrog Eiweißinitiative Ist ein Handgriff keine Phrase Wir stellen was zusammen her Das was gebraucht wird Gedanke Ein Ende und ein Anfang Aktion Erde umbrechen/ Scheiben Unkraut umwerfen/ wie ein Wall Hier! Kleines Tütchen mit dreißig Samenkörnern Alte Sorte Weizen Nicht manipuliert/ gerettet Da! Die Ackerbohne in der Feldflur Wir erkennen sie wieder Da! Die Erbse Da! Der Klee Da! Die Luzerne Da! Die Süßlupine Her mit dir, du zottige Wicke Das sind Leguminosen In jeder Ecke wächst was Unser Acker ist solidarisch Wir haben Freunde auf der ganzen Welt Und denkt an den Vorfruchtwert Wie sich der Winterweizen freut Und das ohne Stickstoffdünger Arglosigkeit praktizieren Mit Hand und Fuß Vertrauen vorschießen Traktor selbst ausgedruckt Fabelhaftes Labor Hat nichts Urtümliches Leguminosen Sind entmystifiziert Kein Blut klebt am Boden Hat auch nichts Eigentümliches Kein Gehege und kein Grundbuch Leguminosen Sind kollektiviert Keine Brauchtümer Keine Volkstümer Keine Außenseitertümer Und keine Ungetümer Leguminosen Sind enttümelisiert (...) Eine Gräfin fortgeschrittenen Alters Ist zu uns gestoßen Sie berichtet von Einer Assoziation in Eller Ihre feinen Hände wedeln dazu In Orange-roten Gummihandschuhen Eine Assoziation in Eller? Ja, Siedlungegemeinschaft Bauplan von 1921 Hier in Eller? Ob man helfen könne Nicht das gleiche wie damals Gestrüpp beiseite Und was Neues bauen Klar können wir helfen Wir kommen vorbei Nächsten Monat Überproduktion stoppen Ist ein Gedanke kein Spruchband Sechs Fuß tiefer Lohnarbeit Wir werden unseren Garten bestellen Ja das werden wir alle Einer hat ein Bild gemalt Pro Tag zwei Stunden Arbeit nötig Es ist ein lustiges Bild Es wird lange dauern Fangen wir also an Zusammen Es ist das Einfache Das schwer zu machen ist Hab ich das schon gesagt? Das ist es Es ist das Einfache Das schwer zu machen ist Und kommt mir nicht mit Urheberrechten Die hier nichts brächten Mein Geist ist dein Geist Hundert Prozent Zum Wohl |
![]() CULTIVER JARDIN? (ferney-voltaire, 2012) ![]() CULTIVER JARDIN? (marinaleda, 2012) ![]() CULTIVER JARDIN? (occupy cuvry, 2013) ![]() CULTIVER JARDIN? (europe, 2007-????) ![]() CULTIVER JARDIN? (neuquén, 2013) |
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Uraufführung 1.2.2013 Schauspiel Frankfurt/ Frankfurter Positionen / LAB |
KIMBERLIT. Ein
Bestiarium |
![]() (R: Samuel Weiss; mit Lisa Stiegler, Vincent Glander und Mattis Reinhard) |
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Uraufführung 10.4.2013 Schauspielhaus Wien |
PLEBS CORIOLAN AUSHEGERIN Einem anderen, dem das Haus morgens fehlte, weil ihn sein Schlüssel zu einem Schloss führen musste, das zu einer anderen Tür gehörte, einer anderen Wohnung, einem anderen Haus, musste seinerseits für das fehlende, ihm wegbefehligte Haus nun gerechnete vierhundert Jahre Schulden zahlen, dabei wurde ihm schlecht. Als er sich erholte, indem man ihm einen Eimer Regenwasser über das Gesicht leerte, hatte er einen Helm auf und schoss, wenn ihn der Finger juckte. Zusammen mit den anderen, denen man nun Heimatgefühle, Gehorsam und andere Flausen einimpfte, rollte er ein Pulverfass einen steinigen Weg entlang, hinauf bis in Wolkennähe. Der Mann, der sich vergeblich haushohe Heimaten vorzustellen versuchte, nahm einen kleinen Garten in Augenschein, der von der allgemeinen Kargheit verschont geblieben war und pflückte sich unbemerkt Tomaten und Pfirsiche in die Tasche. Noch bevor die ganze Truppe das Pulverfass ins Tal richtete, das den Feind enthielt, wie man landläufig annahm, hatte der einzelne sich drei vom Platzen bedrohte Tomaten einverleibt, die ihm wohl schmeckten. Bevor er sich mit dem Gürtel Munition am Pulverfass verhakte, hatte er einem Kameraden aus schlechtem Gewissen die Pfirsiche geschenkt. Bevor er mitsamt dem Pulverfass den Abhang hinabdonnerte, erfuhr er noch, dass der Feind gar kein Feind sein konnte. Nun, er hatte Glück und kam auf einem Feld nahe der Dorfkirche zu Stehen, mit einigen Blessuren zwar, das Fass aber blieb heil. Keine Detonation. Er war noch im Begriff sich den Dreck abzuschütteln, als ihm eine Ladung Schrot in den Bauch fuhr, zwar von einem Freund abgefeuert; jener hielt sich aber für den Feind. Der Irrtum, der sich wiederholte und hunderttausendfach in die Erde einschrieb, trug in diesem einen Fall Früchte. Die Mahlzeit gärte. Aus dem Bauch des Kämpfers wuchs ein Tomatenstrauch, ein paar Monate später in der Blüte stehend. Die Sommerhitze hatte die Leibeshöhle zum Platzen gebracht; und so kann eine Pflanze zunächst zart, später baumstark aus dem Inneren eines Menschen aufkeimen. Ich fand diesen anderen, der sein Haus verlor, im letzten Fühjahr. Ich hatte nichts zu fressen und so aß ich die Früchte seines Leibes, rot und saftig. Nun wisst ihr um den Geschmack des Ganzen. Die Geschichte macht indes ihre Runde. Allerorten werden Teppiche aus Leichen aufs Feld bestellt, um die nächste Saat einzusetzen. Was hätte jenen, den Außerhausbefohlenen, wohl bewegt, hätte er ums Ende früher gewusst? Wehe dem, der ohne Obdach. (Auszug aus: II NEWS FROM SOMEWHERE) |
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PUPPEN von kevin rittberger uraufführung am schauspielhaus wien 6. 10. 2011 regie: robert borgmann schauspielhaus.at deutsche erstaufführung am düsseldorfer schauspielhaus 15.12.2011 regie: kevin rittberger düsseldorfer chauspielhaus |
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![]() BUCHPREMIERE PUPPEN - DREI STÜCKE Bestellen |
-Eine Philosophie, in der nicht
zwischen den Seiten das Elend der Welt hinausschreit, ist keine.
-Ach. Und wenn das Geschrei keiner mehr hören kann!? -Du meinst akustisch? Dann lauter, höher, schriller brüllen. Andere Kanäle finden. -Man muss das Elend vom Hörerlebnis trennen. Elend ist still und soll still bleiben. Einmal ausgedrückt, schon kommt es in den falschen Hals. -Dann Halsabschneiden. -Sag ich ja. |
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KASSANDRA ODER DIE WELT ALS ENDE DER VORSTELLUNG von kevin rittberger uraufführung am schauspielhaus wien 1. 4. 2010 regie: felicitas brucker schauspielhaus.at deutsche erstaufführung am deutschen schauspielhaus in hamburg 21. 11. 2010 regie: corinna popp schauspialhaus.de EINLADUNG ZU DEN MÜLHEIMER THEATERTAGEN 2011 stücke.de Kassandra ou Le Monde comme Fin de la Representation 27. 3. 2013 afrikanische erstaufführung am goethe institut in lomé, togo überetzung und regie: koku nonoa Information auszug: SIN PAPELES/ Hunderte verschiedene Geschichten oder doch die gleichen? Da ist die Geschichte eines Kameruners, der in der Sahara unter einem Akazienbaum verdurstet, die keiner erzählt. Das ist die Geschichte eines spanischen Fischers, der uns den Unterschied zwischen einer Patera und einem Cayuco erzählen könnte. Das eine Boot ist aus Holz und klein und das andere aus Stahl und größer. Auf das erste passen 50, auf das andere vielleicht 300 Menschen. Das erste ist definitiv nicht hochseetauglich und auch auf letzterem würde er niemals 900 Kilometer zurücklegen wollen. Da ist die Geschichte einer Frau aus Guinea-Bissau, die auf einer Patera auf halber Strecke nach Fuerteventura ihr Kind bekommen hat. Da ist die Geschichte eines inzwischen zwanzigjährigen, marokkanischen Jungen, der sieben Mal mit der Patera auf den Kanarischen Inseln angekommen ist, weil er sechs Mal zurückgeschickt wurde. Einmal ist das Boot kurz vor der Küste abgesunken. Er hat als einziger überlebt. Ansonsten wissen wir nichts über ihn. Da ist die Geschichte von Babe, einem hübschen Jungen aus dem Senegal, der mit fünfzehn eine Woche auf dem Boot nach Teneriffa verbracht hat, dort eine kurze Zeit in einem Lager war, Papiere bekommen hat, aufs Festland ausgeflogen wurde und nun eine Ausbildung zum Caterer machen darf. Mehr hat er nicht erzählt. Da ist die Geschichte einer Frau aus Kamerun, die ihr Studium abgebrochen hat, ihrem Mann nach Spanien nachgereist ist, immer noch geschlagen wird, sich einer Organisation anvertraut hat und sich nun von ihrem Mann trennen möchte. Was sie hier arbeitet, möchte sie uns nicht erzählen. Man würde, dort, wo sie herkommt, sowieso nicht über sich sprechen, höchstens über die anderen. Sie sagt uns aber: Ich bin in Europa zwar weniger wert als Mensch, aber mehr als Frau. Da ist die Geschichte eines Mannes aus Elfenbeinküste, der während der Überfahrt an die Patera gefesselt werden musste, weil er sonst auf Grund von Dehydration und damit einhergehender geistiger Verwirrung ins Meer gesprungen und ertrunken wäre, der dann Wundbrand bekommen hat und dem man nun einen Arm amputieren musste. Immerhin könne er noch gehen, erzählt er weiter, einem Mann aus Mali, der auf einer anderen Patera, wenige Tage nach ihm, auf Teneriffa angekommen sei, hätten sie beide Füße amputieren müssen, weil er während der ganzen Fahrt in einer giftigen Brühe aus Dieselöl und Salzwasser gestanden sei. Da ist die Geschichte von Eli, einem senegalesischen Schauspieler mit Augenkrankheit, der vor fünf Jahren mit einem Visum nach Europa gekommen ist, nun in einer blinden Theatergruppe spielt, die sich „Die Elf“ nennt und als Sozialarbeiter Grundschüler in Valencia über Menschen mit Migrationshintergrund aufklärt. Das erste, was die Schüler wissen wollen, ist, ob sich die dunkle Hautfarbe abwaschen lässt. Er kennt die meisten Senegalesen, die hier am Strand bei Sonnenuntergang DVDs, Taschen und Uhren verkaufen. Er, der das Privileg hatte, mit dem Flugzeug zu kommen, er, der Papiere und eine anerkannte Arbeit hat, er, der seine Augen bald einer weiteren Operation unterziehen wird, er kennt sie alle, die Geschichten, die wir so dringend hören wollen. Aber mehr möchte er nur gegen einen Stundenlohn von 50 Euro erzählen. Da ist die Geschichte einer schwangeren senegalesischen Frau mit einem zweijährigen Kind, die an der Strandpromenade Zöpfe flechtet und uns nicht versteht. Da ist die Geschichte von eines Mannes aus Burkina Faso, der während der Sommermonate in Lleida Pfirsiche und Birnen erntet, dessen Bruder im vorigen Jahr auf der Fahrt nach Fuerteventura ertrunken ist und der in Malaga monatelang auf ihn gewartet hat. Diese Geschichte ist doch da, oder? Da ist die Geschichte eines baskischen Wasserhundes, der in Bilbao bei schönem Wetter aus dem Fenster gesprungen ist, die wir an dieser Stelle nicht erzählen werden. Da ist die Geschichte von Folu, einem Anfang zwanzigjährigen senegalesischen Fischer, dessen Fahrt nach Europa problemlos war und sechs Tage gedauert hat und der nun nicht mehr aufs Meer hinaus fahren darf, da er, wie alle anderen auch, die hier den Touristen gefälschte Marken-T-Shirts verkaufen, keine Arbeitserlaubnis hat. Während er davon erzählt, nähern sich zwei Polizisten, was sich der Gruppe Senegalesen schnell mitteilt. Rasch werden die Waren zusammenpackt, man eilt davon, versteckt sich und wartet, bis die Luft wieder rein ist, um an der gleichen Stelle oder woanders sein Tuch wieder aufzufalten. Da ist die Geschichte von Murfal, einem fünfundzwanzigjährigen Senegalesen, der auch mit dem Boot gekommen ist, mit Babe und sechs anderen in einem kleinen Appartement wohnt, der nur im Sommer als Strandverkäufer arbeitet, ansonsten in Madrid wohnt, dort Freunde und Arbeit hat, sich selbst als jemanden bezeichnet, der keine Probleme habe, dem es gut gehe, weil ihm eine Organisation sehr geholfen habe. Es kämen nur wenige, bis gar keine afrikanische Frauen nach Europa. Die Männer seien diejenigen, die von zuhause weg gingen. Die wenigen Frauen, die hier säßen, hundert Meter weiter, und Zöpfe flechten, würden niemals reden, ihre Kultur würde ihnen das verbieten. Wir versuchen ihn dreimal tagsüber zu treffen, um seine Geschichte aufzuschreiben. Er sagt jedes Mal ab. Da ist die Geschichte von … , einer dunkelhäutigen Frau, die sich, zusammen mit drei anderen Afrikanerinnen, in einem Häusereingang nahe der Autobahn schminkt, unerzählt. Da ist die Geschichte von Omar aus Dakar, der zwanzig Brüder und Schwestern von drei Müttern und einem Vater hat, der ein Jahr gespart hat, um auf einer Patera von Mauretanien nach Gran Canaria zu kommen, der zwei von seinen Brüdern, die bereits in Spanien waren, nicht geglaubt hat, dass es gefährlich sei, außerdem keine Arbeit gebe und er besser zu hause bleiben solle, der schließlich alle unheilvollen Warnungen in den Wind geschlagen und eher dem Fernsehen Glauben geschenkt hat, als von seinem Vorhaben abzulassen. Eigentlich habe er mit vier Tagen gerechnet, nach fünf Tagen sei jemand aus Mali neben ihm tot zusammengebrochen, während er sein Schicksal in den restlichen zwei Tagen ohne Essen und Trinken in Allahs Hände gelegt hat und nur noch gebetet hat anzukommen. Da ist die Geschichte eines Restaurantbesitzers aus Barcelona, der drei papierlose Afrikaner ein Jahr lang beschäftigt, ihnen faire Löhne, Weihnachtsgeld und eine Unterkunft bezahlt habe, der erwischt worden wäre, nun eine Strafe von 20.000 Euro begleichen und das Restaurant folglich aufgeben müsse. Da ist die Geschichte eines Autors, der nach der Wahrheit sucht und die Geschichten der papierlosen Afrikaner dokumentieren möchte, der dringend alle Geschichten auflesen möchte, weil sie herumliegen, wie der buchstäbliche Sand am Meer, der in Begleitung seiner Übersetzerin schwitzend und mit puterrotem Kopf den Strand rauf und runter läuft, der hofft, tagebuchartige Protokolle, um nicht zu sagen, unveröffentlichte innere Monologe der Flüchtlinge abschreiben zu können, der dann jene lebensgefährlichen Reisen sämtlich kund tun möchte, Reisen, die von Hoffnung handeln, von trügerischen Verheißungen, von der Unmöglichkeit, die Meere einzumauern, von trockenen Kehlen, leeren Mägen, gefalteten Händen und prallen Sternenhimmeln, von halsbrecherischen Wellengängen und vagen Aussichten, vom Nicht-Wissen, vom Ungewissen, vom Untergehen, vom Glauben, vom Sterbenkönnen und vom Lebenwollen. ( Aufführungsrechte: Verlag der Autoren) -------------------------------------------------------------------- -------------------------------------------------------------------- Niederlagen Niederlagen wollen eingesteckt sein Niederlagen wollen versteckt sein Niederlagen essen mit dem Besteck Der Sieger; Sieger wollen gut bestückt sein Niederlagen essen gar nichts Niederlagen wollen im Keim ersticken Niederlagen wollen vollstreckt sein Niederlagen wollen kurze Beine haben Niederlagen wollen keine Weile haben Niederlagen werden die letzten sein Sieger wollen wieder fliegen Sieger werden nieder liegen Sieger kennt wer nieder lag Sieger kennt Entscheidungsschlag Sieger lacht zuletzt am Tag Nieder streckt die Nacht den Sieger Sieger isst Tafelspitz Niederlagen sind Mumpitz (aus: LEHM LÜCKE KLASSENBESTER, Gedichte 1986-1999) |
![]() ![]() ![]() Wollt ihr die totale Sonnenfinsternis? Pfau du Stolz Langeweile 2009 Bei der Arbeit wird gesungen (aus: ANNA UND KEIN GRAMM MEHR, Gedichte und Lieder 1978-1985) |